Eßbare Pflanzen aus der Blumenwiese
Die eßbare Blumenwiese: Zusammenfassung des Workshop/Vortrages bei den Naturgartentagen 2023 in Hagen
Blumenwiesen sind zu bestimmten Zeiten schön für das Auge, wertvoll für die Insektenwelt und ein wichtiges Nahrungsangebot für diverse andere Tiere, abhängig von der Größe und Lage der Grünfläche. Unzählige Wiesenblumen und Kräuter sind aber auch für uns Menschen eine Quelle für zahlreiche Mineralstoffe und Vitamine die in unserer modernen Ernährung häufig fehlen und zu kurz kommen…
Im Vortrag wurden einige Pflanzen näher unter die Lupe genommen und in Bild und Wort vorgestellt: Eßbare Blumen und Wildkräuter erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, auch in guten Speise-Gaststätten finden sie immer mehr Gourmetfreundies und Grünes aus der Wiese und dem eigenen Garten kann fast täglich frisch geerntet unsere Mahlzeiten bereichern und deutlich wertvoller machen. Im Vorspann habe wir kurz darüber gesprochen, dass wir auf unsere Flächen unterschiedliche Bodenverhältnissen schaffen können und somit das Spektrum der verschiedenen Pflanzen deutlich erhöhen können. Die erst Pflanze mit Bild war ein Vertreter aus der Familie der Kreuzblütler, Gattung Kressegewächse: die Ausdauernde Gartenkresse/Pfefferkraut/Breitblättrige Kresse/Senfkresse. Botanischer Name: Lepidium latifolium. Das Kraut kann von März bis zum Frost geerntet werden, es schmeckt in kleinen Stücken schon unglaublich aromatisch und scharf fast wie Meerrettich. Es hat einen starken Ausbreitungsdrang (wo es sich wohlfühlt), ich empfehle daher im Nutzgarten eher den Anbau in Pflanzgefäßen, im Garten kann es aber auch in etwas unwirtlichen Ecken sich selbst überlassen werden, zumal es wundervolle Blüten entwickelt und somit auch einen Betrag als Insektenfutter leistet…Die nächste Pflanze mit Bild war die Winterkresse/Barbarakraut (Barbara vulgaris), eine zweijährige Wild-Staude mit hohem Zier- und Nährwert die zudem naturheilkundlich Verwendung findet (hoher Vitamin C-Gehalt). Diese Wildkresse ist das ganze Jahr über verfügbar und macht jeden Wildkräutersalat, jede Kräuterbutter, das Pesto oder Smothie zu einer Vitaminbombe mit Pfiff! Die Blütensprosse und größeren Blätter lassen sich auch als Gemüse dämpfen…weitere Vertreter aus der Gattung der Kressen waren das Wiesenschaumkraut(Cardamine pratensis), das Behaarte Schaumkraut (Cardamine hirsuta) und die Brunnenkresse (Nasturtium officinale). Diese wird von den Wildkressen wohl am häufigsten in der Küche verwendet, sie findet aber auch in der Volksmedizin vielfache Anwendung! Eine kleine Geschmacksprobe gab es zumindest am ersten der beiden Workshops von der nächsten Pflanze mit Bild, dem Lauchscheibenschötchen (Peltaria aliacea), eine Wildkraut mit Vorkommen vom östlichen Österreich bis zum Balkan: es mundet wie eine Mischung aus Lauch, Knoblauch und Erbse, zusätzlich mit einem leichten aber angenehmen Bitter- Geschmack. Es lässt sich das ganze Jahr über beernten, am feinsten und zartesten ist es im Frühjahr vor der Blüte, die Blüte ist üppig und sehr beliebt bei Wildbienen und Faltern, das Kraut ist Wintergrün und kann selbst da noch genutzt werden. Eine Vielzahl an Wildkräutern ist auch wegen dem Gehalt an Bitterstoffen für eine ausgewogene Ernährung zu empfehlen, allen voran der in Italien häufig angebaute Wildkräutersalat „Catalogna“ ein sehr naher Verwandter unseres Löwenzahn, aber viel angenehmer von den Bitterstoffen her, Eine einfache Methode, den Löwenzahn etwas genussfreundlicher zu kultivieren ist das Bleichen: einfach ein großer Tontopf über eine größere Staude gestülpt, entwickeln sich bald bleiche weit weniger bittere Blätter, ähnlich dem bekannten Chicoreesalat! Für Brennnesselblätter, Giersch und Knoblauchrauke stellte ich den Teilnehmies ein einfaches „Rezept“ vor: die Blätter auf den Grillrost des Backbleches legen, von beiden Seiten mit Speiseöl in Sprühflaschen einsprühen , dann im Backofen bei 150 Grad nur kurz andörren, ergibt das köstliche Wildkräuterchips ohne viel Aufwand , gut dafür geeignet sind auch die jungen Blätter des Wiesenbärenklau (Heracleum sphondylium), nicht zu verwechseln mit der stark phototoxischen Art, dem Riesenbärenklau(Heracleum mantegazzianum)! Dieser zählt zu den stark invasiven Pflanzen und sollte, wo immer möglich, ausgegrabend und vor allem an einer weiteren Verbreitung gehindert werden! Doch Vorsicht ist geboten: der Pflanzensaft der frischen Blätter erzeugt im Zusammenspiel mit Sonnenlicht starke Verbrennungen auf der Haut! Eine weitere Pflanze die sich massiv ausbreitet und deren Alkaloid „Pyrolizidinalkaloid“ stark lebertoxisch wirkt, sollte ebenfallst an der Ausbreitung gehindert werden. Zwar gibt es einige Falter, die sich an den Blüten laben, dies ist jedoch kein Grund der enormen Ausbreitung keinen Einhalt zu gebieten: selbst bei großflächiger Reduzierung der Bestände bleiben immer noch genügend Futterquellen übrig
Doch zurück zu den eßbaren Wiesenpflanzen: Auch als Ruderalpflanze bekannt ist die Nachtkerze(Oenothera biennis), ursprünglich aus Amerika, wurde diese aber bereits im 17ten Jahrhundert als Zierpflanze eingeführt. Die nährstoffreiche Wurzel hat vor allem vielen Menschen in Krisenzeiten das Überleben gerettet: die dicke Wurzel wurde ausgegragen und in feine Streifen geschnitten als Schinkenersatz gebraten und gegessen, daher auch der Volksname „Schinkenwurz) Eine echte Delikatesse sind auch die Blütenknospen in Chili-Öl eingelegt sowie die dekorativen großen gelben Blütenblätter als Salatbeigabe. Im weiteren Verlauf wurden auch noch einige weitere eßbare Blüten gezeigt und näher vorgestellt: das Duftveilchen (Viola odorate), die Wilde Malve(Malva sylvestris), das Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis), die Schlüsselblumen(Primula veris), Vom Bärlauch (Allium ursinum) sind neben den stark nach Knoblauch durftenden Blättern ebenfalls die Blüten eßbar, die Samenkörner können gar als Pfefferersatz Verwendung finden. Schnittlauch (Allium schoenoprasum) fühlt sich außerhalb des Kräuterbeetes auch in Wiesen wohl, sowohl in frischen wie auch in sehr trocken mageren Standorten: früher wurde uns immer gesagt, dass Schnittlauch nach der Blüte nicht mehr gegessen werden solle: dies ist ein vollkommener Blödsinn- Schnittlauchblüten schmecken nämlich wie geschnittene Zwiebeln und ersparen einem tränende Augen…Nur wenige Pflanzen sollen nach der Blüte nicht mehr verwendet werden: das Scharbockskraut bildet nach der Blüte eine hohe Konzentration an Oxalsäure, auch der Waldmeister soll nach der Blüte nicht mehr verwendet werden, weil sich der Cumaringehalt strakt erhöht, Wobei dieses kraut eigentlich sowieso sparsam verwendet wird, etwa zur Aromatisierung der bekanten Maibowle.
Den ganzen Sommer über lassen sich Blüten von vielen weiteren Pflanzen ernten und damit als Salatbeigabe optische Aktzente setzen. Die feine Blütenblätter der Walderdbeeren(diese haben sich in meinem Garten vor allem in schattigen Bereichen meiner Obstwiese ausgebreitet), die entzückenden Blüten der Leimkräuter, des Franzosenkrautes, der Storchschnäbel und des Wiesensalbei machen jeden Salat zu einem Highlight…Am Freitag durfte die Gruppe mitgebrachte Wildkräuter in eine vegane Kräuterbutter verwandeln und auf einer leckeren „Schwäbischen Seele“ verköstigen, was sehr gut Anklang fand.
Am Samstag habe ich dann einige weitere Rezepte mit Wildkräutern verraten: die ersten, die im Frühjahr in der Schüssel landen, ist der vielfach verhasste Giersch mit seinem 10fachen Eisengehalt im Vergleich zum gewöhnlichen Kopfsalat, das Barbarakraut mit der angenehmen Schärfe, der Kleine Ampfer mit dem tollen sauren Geschmack, die feinwürzigen Blätter des Wiesenknopf und die Rosetten der Gänseblümchen, der wertvolle Spitzwegerich, junge Löwenzahnblätter mit den gesunden Bitterstoffen, die krausen Blätter der Wilden Malve und an offenen Bodenstellen findet sich die nussige Vogelmiere und die kressescharfe „Behaarte Schaumkresse“…Gerne verwende ich Wildkräuter auch für leckere Soßen, für Quark, als Würze für Gemüsepfannen und für meine beliebten Kräuterknöpfle…